Manchmal ist es leichter sich einen Tag gedanklich auszumalen, als ihn zu erleben. Heute ist mein letzter Arbeitstag bei Carl Zeiss. Vorübergehend zumindest. Zugegeben, jeder kennt diese ganz speziellen Momente an der Arbeit: Man würde gerne schreien, etwas kaputtmachen, belässt es dann meistens bei einem Kopfschütteln, leisen Flüchen oder dem Gedanken an den nächsten Urlaub. Ich habe während meiner Zeit bei ZEISS zahlreiche andere spezielle Momente erlebt: Wahre Teamarbeit, wie aus Fragezeichen Ausrufezeichen werden, wahrhaftige Glücksgefühle, Lachanfälle, ein wirklich gute Zeit mit wunderbaren Kollegen und einer fantastischen Chefin. Und vor allem habe ich gelernt, wie schön der oft als öde und langweilig verschriene Arbeitsalltag sein kann.
Eigentlich weiß ich nicht so recht, wie ich mich fühlen soll. Die Vorfreude auf eine lange, freie Sommerzeit und den Neubeginn in Boston ist riesig! Dass alles anders wird, ist gerade komisch. Jedem Anfang wohnt ja sprichwörtlich ein Zauber inne. Für mich ist eine Veränderung, ein Abschied, genauso zauberhaft. Ich erkenne gerade unheimlich viele Dinge, für die ich im Arbeitsalltag einfach kein Auge hatte. Zum Beispiel, wie wohl ich mich bei ZEISS gefühlt habe, wie wichtig mir eine kollegiale Arbeitsatmosphäre im Büro ist, wie großartig es für mich war, ein Unternehmen zu erleben, dass großen Fokus auf seine Unternehmenskultur legt. Wie wichtig für mich ein stabiles Arbeitsumfeld war, um mich an der Arbeit entwickeln zu können.
Auf diesen Erkenntnissen ruht eine tiefe Dankbarkeit; für die Chancen, für das Team, für die erlebnisreiche Zeit. Jenseits jeglicher Arbeitsthemen haben mir die Jahre bei ZEISS vor allem geholfen, mich selbst besser kennen zu lernen, zu wissen, wo ich bin. In den letzten Tagen durfte ich auch rausfinden, dass mein Bayern München Kugelschreiber (der Stern des Südens auf Knopfdruck spielen kann und in dieser Saison montags oft im Einsatz war) und die gelegentlichen “Euer Hass ist unser Stolz”-Einwürfe gegenüber diesen vielen Bayern-Hassern, meine zeitweilen sehr direkte Art genauso wie die spontanen nachmittäglichen, Suppen-komatösen “Wer als erster meinen Klingelton errät, erhält Punkte im Bürospiel”-Anfälle genauso zu mir gehören wie mein Ehrgeiz. Und das auch gut so ist – für mich und ab und zu auch für die Kollegen.
Manchmal ist es schöner einen Tag zu erleben, weil man ihn sich so ergreifend hätte nicht ausmalen können! Allen Kollegen vielen Dank dafür!
Ganz pastoral möchte ich diesen Post jetzt aber auch nicht abschließen, daher beende ich ihn nicht mit meinen eigenen Worten, sondern mit einem Bild.
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