Wie heißt das bei der Sendung mit der Maus: Klingt komisch, ist aber so.
Genau das passt zu meinen Erlebnissen diese Woche. Klein Franzi fand sich, ursprünglich auf der Suche nach einem Sonnenschirm für den Balkon, meinem neuen Arbeits- und Lesezimmer, im Garten- und Tierparadies „Kölle“ wieder. Hier gibt es alles, was den Garten- oder Tierbesitzer glücklich macht. Kleine Koi, große Koi, lebendes Schlangenfutter, Papageien für 2000,00Euro pro “Stück”, allerlei Reptilienkuriositäten und natürlich diesen langweiligen Standardkram wie Kaninchen und Wellensittiche. Als ich die Koi fütterte (ja, das kann man bei Kölle auch machen), erklärte eine schwäbische Landmutter ihrem Kind, sie dürfe nicht mit den „Fischsuppentieren“ oder gar mit dem Wasser in Berührung kommen. Die wären anfällig für allerlei schlimme Krankheiten. Klar, dass Maurice und ich den Schwarm der wirklich großen Koi so im Becken hin- und hergejagt haben (Futter ganz rechts ins Becken, Futter ganz links ins Becken), dass auf einmal eine Welle da über das Becken schwappte, wo Schwabenmutter und verängstigtes Schwabenkind standen. Ein kurzer Schrei und wir waren allein. Jeden Tag eine gute Tat 🙂
Zurück im Garten-Paradies, ja, eigentlich immer noch auf der Suche nach einem Balkonschirm, ergriff mich dieses Gefühl von schicksalhafter Begegnung, als ich vor dem Kräuterregal stand. Meine ganze Familie in Kassel erntet fleißig Kräuter aus eigenem Anbau, die erstaunlich gut schmecken. Mein Daumen ist eher schwarz und tötet sogar Kakteen, daher hatte ich dieses Ernte-Mutter-Glück in meinem Leben nie vorhergesehen. Aber an diesem sonnigen Tag bei Garten Kölle wusste ich: Die Zeit ist reif für Franzi und die Kräuter. Und siehe da, ich bin stolze Mutter von Kresse, feinblättrigem Basilikum und Schnittlauch (ja, der Schnittlauch braucht noch ein bisschen).
Ich bin der festen Überzeugung, dass es die Kräutermutterglückshormone sind, die mich haben sehr ruhig bleiben lassen im Mobilfunkshop des Anbieters O2, bei dem ich – aufgrund welch geistiger Umnachtung auch immer – meinen Vertrag habe. Mein Status: Bestandskundin. Mein Anliegen: ich brauche meinen Vertrag nicht mehr und möchte ihn ändern. Dieses anscheinen völlig aus dem Standard fallende Anliegen führte zur Bindung der drei anwesenden Mitarbeiter. Und schließlich zu deren völliger Überforderung. Aber ich will nicht vorweggreifen. Die Geschichte verlief so: Mitarbeitertyp „erfahren und mit ein bisschen Ahnung“ war froh, als sein Kumpel ihm die Gettofaust hinstreckte und er mit ihm in Verhandlungen treten konnte, wie er das zweitbeste Smartphone auf dem Markt gegen das beste Smartphone auf dem Markt eintauschen könnte – mithilfe des O2-Kumpels, na klar. Mitarbeiterin „ich habe zwar keine Ahnung von Telefonen, aber das brauche ich doch auch nicht, um in einem Mobilfunkshop zu arbeiten“ widmete sich, in Anbetracht meines komplizierten Falles, einem Kunden, der etwas an seinem erst kürzlich in diesem Shop gekauften Telefon zu beanstanden hatte. Ich möchte ihr nicht unterstellen, dass sie ihm nicht zuhörte, ihren Blick kann ich allerdings nicht anders als geistesabwesend beschreiben. Nach den ausführlichen schmerzhaften Ausführungen des Kunden, entgegnete sie: „Haben Sie den Akku aufgeladen?“.
Nun gut, ich war allein mit Mitarbeiter „eigentlich ist Arbeiten gar nichts für mich, weil ich viel zu sensibel bin für diese Welt“. Nach den ersten kommunikativen Missverständnissen (Ich:„Ich möchte meinen Vertrag ändern.“ Er: „Sie möchten Ihren Vertrag also verlängern, das freut uns.“) sind wir zu der Überzeugung gekommen, dass es nur noch einen Ausweg gibt: Die Service-Zentrale anrufen. Er zuckte also seine tragbare Telefonzelle, das „Galaxy Note“, wie ich gelernt habe (warum dieser ganze Umweg auf klein und praktisch, wenn dieses Ding ja doch wieder so groß ist wie das erste Handy auf dem Markt) und telefonierte mit der Zentrale. Nicht einmal, nein viermal. Das Ergebnis: Es gibt kein Ergebnis. Kündigen muss ich schriftlich per Post, mein eigentlich flexibler Vertrag ist leider doch nicht so flexibel und Vertragsumstellungen kann ich weder terminieren noch online machen. Ein Traum! Das ist also diese viel gelobte Dienstleistungsgesellschaft. Auch wenn ich den Mitarbeiter, der mit mir den schweren Weg bis zum Schluss gegangen ist, in Ehren halte, frage ich mich: Warum nur hat O2 Shops mit Mitarbeitern, die einem nicht helfen können?
Als ich im Rausgehen an die Abendessensplanung dachte, war ich gebannt von dem Gedanken an ein Brot mit Kresse. Wie weggeblasen waren die Gedanken an Beschwerdebriefe oder fiese Facebookeinträge auf der O2-Pinnwand. Vielleicht ist ein Töpfchen Erde mit Kressesamen mein Allheilmittel?
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