Für Lesefaule: Mit dem Fahrrad vier Tage durch Deutschland war für mich entspannender als ein Strandurlaub. Für die nächste Tour halte ich gute sowie schlechte Ideen fest…
Gute Ideen:
- Strecke und Etappenziele vorher festlegen (insbesondere am Tag 3 habe ich einen persönlichen Kampf mit meinem schmerzenden Hinterteil ausgetragen und hätte doch gerne 30km vor dem Ziel aufgehört)
- Einen Mitfahrer finden, der einen sehr gut kennt
- Elektrolythaltige Getränke
- Alkoholfreies Hefeweizen
- einen Abend Sauna für die müden Beine einplanen
- das Hinterteil daran gewöhnen, am Tag 3-6 Stunden auf dem Fahrrad zu sitzen
- die Heimat zu erkunden: wir sind durch wunderschöne Wälder, entlang farbenprächtiger Täler gefahren und sind ganz nah Füchsen und Habichten und Provinzbewohnern begegnet 😉
Weniger gute Ideen:
- ohne Gepäck zu trainieren; die 10Kg auf dem Rücken machen einen Unterschied.
- vom gewohnten Lebensraum “Stadt” auf die Infrastruktur der Region zu schließen, durch die man tourt: Ja, es gibt noch ausgedehnte Mittagspausen, viele viele viele Orte OHNE Supermarkt, Bäckerei oder Tankstelle und Ruhetage…
- Das Streckenprofil sich vorher nichts anzuschauen: “Rhön” habe ich schon auch irgendwie mit Hügeln verbunden, aber laut der Fahrradwegbeschreibung führt der Weg ja durch “Flusstäler” ;-). Vielleicht war es im Nachhinein auch besser so…hoch kommt man irgendwie schon.
Zusammenfassend heißt für mich das Land erkunden auch mir selbst einzugestehen, wie oft ich von mir auf andere schließe. Weit weg von den “Digital Natives” habe ich die Zeichen eines Lebens gesehen, von dem ich nicht dachte, dass es in Deutschland noch zu finden ist: In der einzigen Wirtschaft im Ort, die mit den lila-braun gepolsterten Sitzecken und benannt nach einem Deutschen Baum (zur Linde), hängt im vom Rauch verschleierten Rahmen das Bild der Verbandsmeister von 1985 aus dem ortsangehörigen Fußballverein; das waren noch Zeiten. Die Jungs von damals sitzen hier abends an der Theke und trinken eins – zu besonderen Momenten wird jeder Moment um das Siegestor 1985 auch heute noch zelebriert. Beim mittelschlechten Italiener in Unterfranken frage ich nach Essig und Öl für das Pizzabrot und erhalte eine große Schale mit Apfelessig aus der Küche. Der überteuerte Mini-Supermarkt führt nicht annähernd die Auswahl, die jeder Spätkauf in den Berliner Kiezen anbietet. An diesen Orten ist die Moderne vor allem in Form von großen landwirtschaftlichen Maschinen eingezogen. An jeder Straßenlaterne hängen vergilbte Ankündigen von der großen Schlagerparty 2012.
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