Für Lesefaule: 10.000 views aus 82 Ländern. Ich freue mich, dass ich Euch mit meinen Geschichten und Bildern eine Freude mache. 2014, das waren zwei Master-Semester, ein Sommer in Deutschland bei Zeiss und mit großartigen Freunden und ein Thema, das in vielen Formen immer wiederkehrte: Ich nenne es Damenwahl 😉
Kein Weihnachten ohne Sissi (und Romy Schneider). Als die Kaiserin im Film die ungarisch-österreichischen Beziehungen rettet, indem sie am Wiener Hof zur Damenwahl ausruft, um mit einem ungarischen Grafen zu tanzen, ist ihre Schwiegermutter erbost: Sissi verstößt gegen das spanische Hofzeremoniell und spaltet das Königshaus. Dabei hatte sie doch nur ihrer freiheitlichen Erziehung entsprechend gehandelt.
Im Jahr 2014 studieren mehr Frauen an Universitäten als Männer und im Durchschnitt schließen sie ihr Studium mit besseren Noten ab. Im Jahr 2014 spricht Emma Watson vor der UN Vollversammlung für die Gleichberechtigungs-Initiative Heforshe. Im Jahr 2014 gehen in meinem Jahrgang an der Uni nicht nur drei Ehen kaputt, sondern auch fast alle Beziehungen, auch meine. Meine Kommilitoninnen und ich hören mehr oder weniger dasselbe: wir, unsere Träume und Ziele, seien auf English “too intimidating” – einschüchternd.
Es gibt zwar kein spanisches Hofzeremoniell mehr, dafür aber gesellschaftliche Konventionen; da gibt es die für Männer, die Karriere machen und die Familie ernähren sollten. Und die für Frauen, deren größte Lebenserfüllung im Muttersein liegen sollte und für die, zumindest laut vieler Artikel, Beruf und Familie nur zu einem unerträglichen Spagat führen können. Und es gibt viele, viele Sissis, deren Erziehung und Bildung in ihnen eine Sehnsucht nach Selbstverwirklichung weit über das Mutterdasein hinaus geweckt hat. Und es gibt Schwiegermütter und deren Söhne, denen diese Sehnsucht auch in 2014 zuwider ist oder ihnen Angst macht, weil sie von den Frauen, ihrer Meinung nach, “übertroffen” werden.
Und irgendwas passt doch da nicht zusammen in 2014. Unsere Generation ist an der Reihe, mit ein paar Konventionen zu brechen oder einfach offener auf diese neuen Umstände zuzugehen: Alleinstehende oder kinderlose Frauen sollten nicht als zu bemitleidende Wesen gesehen werden sondern genauso wie ihre männlichen Counterparts. Männer sollten genauso Väter sein dürfen, die für ihre Kinder zu Hause bleiben können. Und Mütter dürfen auch wieder Frauen werden, die ihren beruflichen Werdegang zur Priorität machen. Vielleicht ist Blut eben doch nicht immer dicker als Wasser und Freundschaften können Familien ersetzen?
2014 war ein traumhaftes Jahr für mich, in dem ich langjährige Freundschaften intensivieren und neue schließen durfte, in dem ich Boston unheimlich lieben gelernt habe und mittlerweile auch als mein Zuhause betrachte. 2014 hat mich am meisten über mich selbst gelehrt: Wie “deutsch” ich bin, wie pflichtbewusst, wie ehrgeizig, woran ich wirklich wahre Freude habe, wie sehr ich es genieße, Sport zu treiben, die Natur zu genießen, an meiner eigenen Entwicklung zu arbeiten und wie wichtig mir gute Konversationen bei einem Glas Rotwein sind.
Und 2014 hat mich gelehrt, dass Pläne nicht immer sinnvoll sind, dass man viel mehr zuhören muss als selbst zu reden und dass man an Rückschlägen schneller und mehr wächst als an Erfolgen. Und ich freue mich deshalb so sehr auf 2015, weil ich zum ersten Mal in meinem Leben keinen Plan habe. Viele Ideen, aber keinen Plan. Und weil ich, wahrscheinlich auch zum ersten Mal in meinem Leben, das Gefühl habe, dass ich ehrlich zu mir selber sein darf. Dass mir die Tür zur Welt offensteht, ich aber gar nicht durchgehen muss!
Liebe Alle, kommt gut in 2015 und genießt jeden Moment! Ich freue mich, wie immer, über Kommentare, Emails, Bilder und verabschiede mich mit den schönsten Bildern aus Boston.
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