Ich wünsche Euch allen ein wunderschönes, sonniges Osterfest!
Ostern ist hier nicht. Zumindest nicht so wie zuhause. Karfreitag ist kein Feiertag, es gibt keine bunt bemalten Ostereier und der Lindt Goldhase trägt kein Glöckchen. Für mich ist das interessant, weil ich daran festmache, wie sehr Deutschland christliche Feiertage lebt, wohingegen in den Vereinigten Staaten keine religiösen Feiertage eine solche Dominanz haben. Man kann hier alle Feiertage leben und auch Gemeinschaften finden, die das tun. Aber man muss nicht.
Karfreitag war trotzdem dieses Jahr besonders für mich. Mein Professor für “International Investment Law” unterrichtet gemeinsam mit Professoren von der Harvard Law School und Brandeis University ein Seminar für internationale Verhandlungen (Program on Negotiations). Das Programm wird bald auch digitale Elemente enthalten und eine Gruppe internationaler Studenten ist Teil eines Unterrichtsvideos und ich durfte die Deutsche Perspektive vertreten.
Eine der größten Hürden in internationalen Verhandlungen sind internationale und interkulturelle Missverständnisse und in Vorbereitung auf das Video ist mir aufgefallen, wie viel ich hier lerne über meinen blinden Fleck und wie oft ich missverstanden werde. Ich werde in den nächsten Wochen ein paar Anekdoten und Lehrstunden mit Euch teilen.
Die Beziehung zählt, nicht das Ergebnis
In Indien und vielen südostasiatischen Regionen läuft ein einstündiges Meeting so ab: 30-45 Minuten erzählen sich alle gegenseitig über ihre Familien, ihr Befinden und dann erst gehts ans Eingemachte. In Deutschland beginnt ein Meeting um 08.00, um 08.01 haben alle Kaffee, ab 08.02 geht es um den Inhalt des Meetings (außer vielleicht montags, wenn kurz die Bundesliga-Ergebnisse besprochen werden müssen oder der Tatort durch den Dreck gezogen). Was für mich als zeiteffiziente Herangehensweise gilt, wird in internationalen Gruppen so verstanden, als wäre ich nicht an den Menschen am Verhandlungstisch interessiert, sondern nur an einem schnellen Ergebnis.
Die Deutsche Direktheit, vor allem im Probleme ansprechen, wird international oft als Arroganz verstanden. In meiner Zeit an der Uni habe ich mit Studenten aus der Türkei, USA, Indien, Holland, Syrien, Kamerun, Brasilien, Chile, Nepal, Pakistan, Korea, Griechenland, China, Japan enger zusammengearbeitet und für mich kultiviert, zu Anfang anzumerken, dass meine Art oft als sehr direkt empfunden wird. Viele haben mir positives Feedback gegeben. Und das Interessante ist: Ich ändere mein Verhalten nicht, aber es wird anders wahrgenommen, weil ich signalisiert habe, dass ich mir Gedanken darüber mache, wie andere Nationen und Kulturen funktionieren.
Ich verabschiede mich mit einem Sonnenaufgang und einem Sonnenuntergang aus meinem geliebten Boston.
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